Demokratisch 1. Juni 2025 Manuela Haldner-Schierscher

Politische Frage der Woche: Doppelter Pukelsheim

Die Junge FBP möchte ein proportionaleres Wahlsystem schaffen und lanciert eine Volksinitiative zur Einführung des «doppelten Pukelsheim». Aktuell wird die Sitzverteilung für jeden Wahlkreis einzeln ­berechnet. Die FBP sieht das Unterland in diesem System benachteiligt: Ein Unterländer hat 10 Parteistimmen, ein Oberländer 15 zur Verfügung. Wird ein Wahlergebnis nach dem «doppelten Pukelsheim» berechnet, würden die Landtagssitze zunächst über das ganze Land auf die Parteien verteilt und erst dann die Mandate nach Wahlkreisen berechnet. Damit würde jede Stimme gleich stark gewichtet. Die Partei geht davon aus, im Herbst mit der Unterschriftensammlung beginnen zu können. Eine Abstimmung darüber würde voraussichtlich im Januar oder Februar 2026 stattfinden, wie das «Vaterland» berichtete.

Wie finden Sie die Idee vom «doppelten Pukelsheim»?

Die Einführung des «doppelten Pukelsheim» soll die Repräsentation im Landtag gerechter machen, ein Ziel, das die Freie Liste im Grundsatz unterstützt. Jede Stimme soll gleich viel zählen, unabhängig vom Wahlkreis. Doch auch wenn der Vorschlag der Jungen FBP auf den ersten Blick fair erscheint, bleibt er Stückwerk. Denn wie gerecht ist ein Wahlsystem, das gleichzeitig an der 8-Prozent-Sperrklausel festhält? Diese Hürde schliesst kleinere Parteien und viele Wähler:innen systematisch aus. Bis zu 20 Prozent der Stimmen könnten so verloren gehen – ein Widerspruch zum demokratischen Grundprinzip der Gleichwertigkeit aller Stimmen. Auch die Wahlkreise sollen bestehen bleiben, obwohl gerade sie das Ungleichgewicht erzeugen, das der «Pukelsheim» ausgleichen soll. So wird von Seiten der Initianten Reformbereitschaft signalisiert, ohne jedoch die zentralen Probleme anzupacken.

Reformen verlaufen oft schrittweise – dieser Vorschlag kann ein solcher Schritt sein. Doch sich allein auf ein Berechnungsverfahren und damit auf eine «Reform light» zu konzentrieren, ist eine verpasste Chance und birgt das Risiko, dass danach jahrelang wieder nichts vorwärts geht. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um auch über Wahlkreise, Sperrklausel und die faire Repräsentation kleiner Parteien zu diskutieren. Nutzen wir doch die Gelegenheit, um konsequentere und mutigere Reformvorhaben auf den Weg zu bringen.

Ein gerechteres Wahlsystem braucht mehr als technisch-rechnerische Anpassungen. Es braucht den politischen Willen, die Demokratie konsequent und in ihrer Tiefe weiterzuentwickeln. Die Freie Liste will deshalb nicht nur an kleinen Stellschrauben drehen, sondern weitergehende und entscheidende Hebel für echte Fairness im Wahlsystem bewegen.