Ökologisch 26. Oktober 2022

Lie:zeit Monatsfrage — Soll man Bau der Rheinkraftwerke erneut prüfen?

Die durch den Krieg der Russen in der Ukraine verursachte Energiekrise hat dem Projekt „Rheinkraftwerke“ neuen Auftrieb verliehen. Das St.Galler Kantonsparlament will mehr Strom aus Wasserkraft. Damit taucht die alte Idee eines Flusskraftwerks am Rhein wieder auf. Interessenten gibt es nach wie vor, Skeptiker ebenso. Auch Liechtenstein war damals ins Kraftwerkprojekt eingebunden.

Fünf mögliche Standorte für Kraftwerkstufen zwischen Sargans und Sennwald kristallisierten sich in den 1990er-Jahren heraus, mit zwei Bestvarianten, eine davon beim Ellhorn in Balzers. Eine solche Stufe könnte bis zu 75 Gigawattstunden pro Jahr produzieren rechnet die DpL in einem Postulat vor und eine solche Staustufe hätte das grösste Potenzial, den Eigenversorgungsgrad im Land zu erhöhen. Auch Wirtschaftsministerin Sabine Monauni zeigte sich  im Juli-Landtag positiv,  das „Thema mit dem Kanton St. Gallen nochmals näher anzuschauen.“

Einige Abgeordnete sind offen für neue Abklärungen, besonders auch hinsichtlich der ökologischen Bedenken.

Wie ist Ihre Meinung zum Thema Flusskraftwerke?

Die Freie Liste hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach kritisch gegenüber den Rheinkraftwerken geäussert. Dies, weil ein Rheinkraftwerk wohl nicht zuletzt mit massiven ökologischen Einbussen und Verlusten einhergehen würde, die in keinem Verhältnis zum Nutzen stünden. Ein allfälliges Rheinkraftwerk würde auch die Problematik des fehlenden Stromes insbesondere während der Wintermonate nicht lösen. Ausserdem kann die Gefährdung des Grundwassers — unserem Trinkwasser — durch ein Rheinkraftwerk bis heute nicht ausgeschlossen werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass der Rhein aktuell über kein gutes Qualitätszeugnis verfügt und gemäss Wasserrahmenrichtlinie aufzuwerten wäre. Sollte die Regierung den Aufwand und Ertrag eines Rheinkraftwerks konkret prüfen wollen, dann muss das zwingend im Rahmen einer Gesamtschau und unter Berücksichtigung der geplanten Rheinaufweitungen geschehen, ebenso ist die Wasserrahmenrichtlinie zu beherzigen. Inwiefern Rheinkraftwerke und Rheinaufweitungen kompatibel sind, bleibt für uns fraglich.

Solche Abklärungen brauchen viel Zeit, wenn sie umfassend, sorgfältig und alle Kriterien der Nachhaltigkeit berücksichtigend durchgeführt werden sollen. Angesichts der akut dringlichen Lage benötigen wir nun allerdings Massnahmen, die schnell umgesetzt werden können, ohne die Biodiversität unwiederbringlich zu opfern. Mit dem beschleunigten Ausbau der Solar- und Windkraft sowie dem Stromsparen haben wir drei Optionen, um den Eigenversorgungsgrad in Liechtenstein massgeblich zu erhöhen. Die Freie Liste ist überzeugt, dass diese Möglichkeiten für eine nachhaltige Energieversorgung nun priorisiert und gefördert werden sollen.