Politische Frage der Woche: Biodiversität
Die Schweiz stimmt am 22. September über die Biodiversitätsinitiative ab. Für die Initianten ist die Zerstörung der Natur, vor allem die abnehmende Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt, alarmierend und die Folgen davon seien für die Gesundheit, Wirtschaft und Zukunft gravierend. Deshalb soll die Biodiversität stärker geschützt werden. Eine Studie der Hilti Family Foundation aus den Jahren 2021 und 2023 zeigt auf, wie sich in Liechtenstein über die vergangenen Jahrzehnte ein exemplarisch ausgewählter Landschaftsausschnitt deutlich veränderte: zunehmende Versiegelung der Bodenflächen, wachsende Ackerflächen mit einheitlicher Bepflanzung, sowie der Verlust wertvoller Lebensräume durch Intensivierung oder Nutzungsaufgabe.
Muss Liechtenstein mehr für die Biodiversität tun?
Wider die Verdrängung — Widerstandskraft durch Wertschätzung
Wer – vorausgesetzt, man hat schon von der Biodiversitätskrise gehört – würde diese Frage ernsthaft mit «nein» beantworten?
Die fortschreitende Klima- und Biodiversitätskrise verschärfen sich gegenseitig in hohem Tempo. Der grenzenlose Kapitalismus, mit seinem ausbeuterischen Hunger nach billigen, nicht erneuerbaren Ressourcen, angetrieben von Profitgier- und Wachstumszwang, befeuert diese Krisen. Innerhalb der letzten 50 Jahre haben wir es geschafft, 70% der Artenvielfalt um die Ecke zu bringen. Die biologische Vielfalt, die unerlässlich ist für unsere Lebensqualität, Gesundheit und Wohlstand, wurde bereits in einem erschütterndem Ausmass vernichtet. Und das im Zeitfenster eines Sekundenbruchteils in der Geschichte der Menschheit. In Anbetracht dieser Fakten reicht es nicht mehr, nur darüber zu reden und auf Eigenverantwortung zu setzen. Stets darauf bedacht, im Wohlfühlmodus der Verdrängung zu bleiben.
Was wir als Gesellschaft brauchen, ist eine Politik, die die Fakten anerkennt und den Mut hat, diese zu benennen und die erforderlichen Entscheidungen zu treffen. Es braucht klare politische Rahmenbedingungen und die Bereitschaft, die grundlegenden Strukturen und Prozesse zu verändern. In dieser komplexen Welt laufen wir zudem Gefahr, uns selber zu verlieren. Doch nur wenn wir uns wieder spüren, sind wir fähig, unsere wirklichen Bedürfnisse und die unserer Mitwelt wahrzunehmen und in Einklang zu bringen. Die Bewältigung von Krisen erfordert kollektives Handeln einer Gesellschaft, in der die gegenseitige Fürsorge und Empathie im Mittelpunkt steht. Nur so können wir unsere Widerstandkraft stärken und die Zukunft sichern.