Stille Klimaabstinenz trotz Overshootday
Am 7. Mai war der sogenannte „Overshoot Day“ – der Tag, an dem wir unser Jahresbudget an natürlichen Ressourcen aufgebraucht haben. Alles, was wir seither verbrauchen, geht zulasten künftiger Generationen und anderer Erdteile. Dass unsere ökologischen Mittel nicht einmal bis in den Sommer, geschweige denn bis Ende Jahr reichen, sondern schon Anfang Mai erschöpft sind, sollte uns zutiefst zu denken geben.
Nur wenige Tage später, am 22. Mai, folgte der Internationale Tag der biologischen Vielfalt. Er erinnert uns daran, wie fundamental wichtig ein stabiles ökologisches Netzwerk für unsere Lebensqualität ist – und ruft uns zugleich dazu auf, den Schutz der Artenvielfalt endlich mit der nötigen Ernsthaftigkeit zu verfolgen. Nicht nur als ethische Verpflichtung gegenüber der Natur, sondern als strategische Investition in unser eigenes Überleben.
Beide Daten gehen in der aktuellen Debatte um Sicherheit und dem Bestreben einer wirtschaftsliberalen Leuchtturmfunktion nahezu unter. Es ist bemerkenswert – ja, geradezu irritierend –, dass weder die Bedrohung unserer ökologischen Lebensgrundlagen noch die Dringlichkeit globaler Klimaziele in den offiziellen Reden zur Eröffnung des Landtags im April oder im Rahmen des Festakts zu 30 Jahren EWR-Mitgliedschaft thematisiert wurden. Das sendet ein verstörendes Signal: als wäre dieses Thema passé, erledigt, nicht mehr prioritär.
Doch gerade jetzt braucht es das Gegenteil: ein klares politisches Bekenntnis. Nehmen wir uns Kopenhagen zum Beispiel: Die Stadt hat sich 2012 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt – klimaneutral bis 2025. Dieses Ziel wird sie verfehlen, ja. Aber: Sie hat ihre Emissionen bereits um 80 Prozent reduziert – ein bislang weltweit unerreichter Wert unter Grossstädten. Dieser Fortschritt ist kein Scheitern, sondern ein Beweis: Wer sich ambitionierte Ziele setzt und entschlossen handelt, kann Transformation realisieren – und Vorbild sein für andere.
Wir sollten uns nicht an denen orientieren, die die Klimakrise bagatellisieren oder ins Lächerliche ziehen. Sondern an jenen, die sie ernst nehmen – und entsprechend handeln. Was es braucht, ist politische Klarheit und gesellschaftliche Entschlossenheit. Eine Botschaft wie die aus Kopenhagen: „Es ist möglich.“ und ebenso essentiell «Es ist wichtig». Dann nämlich können wir über die vielen möglichen Wege mit triftigen Argumenten streiten und ein Dialog um Werte führen.