Sozial 13. November 2022 Georg Kaufmann

Politische Frage der Woche — Erzbistum

Da Erzbischof Wolfgang Haas nächstes Jahr seinen 75. Geburtstag feiert, muss er dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Ob er dies tun wird und wer auf Haas als Erzbischof folgen wird, ist unklar. Ob das Erzbistum Vaduz bestehen bleibt, ist ebenfalls noch nicht sicher. Da in Liechtenstein Kirche und Staat nicht getrennt sind, betreffen diese Fragen nicht nur die Katholiken, sondern alle Steuerzahler:innen des Landes. Das Erzbistum schweigt allerdings bisher zur Zukunft der katholischen Kirche in Liechtenstein.

«Innerkirchliche Angelegenheit»: Muss das Erzbistum transparenter kommunizieren?

Was soll diese Frage? Das Erzbistum kommuniziert überhaupt nicht. Ich verweise auf die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs eines Pfarrers in Ruggell, zu denen von kirchlicher Seite nicht kommuniziert wurde. Auch Anfragen von Journalisten werden prinzipiell abgelehnt. Wieso sollte es also bei dieser für viele Liechtensteiner*innen wichtigen Frage anders sein? Und schon gar nicht lässt sich das Erzbistum dazu verpflichten, wie es die Frage suggeriert. Nein, das Erzbistum wird kommunizieren, wenn die Thematik in „trockenen Tüchern“ ist. So war es 1997, so wird es wohl auch 2023 sein, wobei ich mich natürlich gerne positiv überraschen lasse. Durch meine Kleine Anfrage im November Landtag habe ich mir erhofft, dass es wenigstens von Seiten der Regierung eine Stellungnahme geben könnte, die etwas Klarheit schafft. Leider haben mich die Antworten in dieser Beziehung enttäuscht. Da es sich um eine „innerkirchliche Angelegenheit“ handle, sehe sich die Regierung nicht in der Pflicht zu kommunizieren und reicht den Ball an das Erzbistum weiter. Hier wünschte ich mir eine (selbst)bewusstere Haltung der Regierung. Ich gehe schon davon aus, dass die Regierung aktuell an vorderster Front dabei ist, wenn es um so wichtige Fragen geht wie die Zukunft der katholischen Kirche. Sonst würde sie das Feld irgendwelchen Lobbyisten und dubiosen Interessensgruppen überlassen, was fatal wäre. Trotz aller diplomatischen Zurückhaltung erwartet die Bevölkerung dringend klare Informationen anstatt nebulöser Andeutungen. Eine entsprechend transparente Kommunikation böte zudem die Chance, den seit Jahren schwelenden Konflikt zwischen konservativen und fortschrittlichen Kräften innerhalb der katholischen Kirche in Liechtenstein lösungsorientiert anzugehen.