Sozial 25. Februar 2024 Georg Kaufmann

Politische Frage der Woche — Lohngleichheit

Diese Woche am Dienstag, dem 20. Februar, war in Liechtenstein Lohngleichheitstag. Bis zu diesem Datum mussten die Frauen im Land arbeiten, um den gleichen Lohn zu erreichen wie die männlichen Kollegen ihn bereits am 31. Dezember 2023 erhielten, schreibt der LANV im «Vaterland». Der Lohnunterschied beträgt 14 Prozent. Tatsache ist, dass Frauen oft in Berufen mit niedrigen Gehältern und Teilzeit arbeiten, was zu dieser Einkommenskluft führt. Noch immer gibt es einen Mangel an Frauen in Führungspositionen. Lohngleichheit ist nicht nur moralisch wichtig, sondern auch wirtschaftlich von Vorteil, denn sie wirkt positiv auf die Gesellschaft sowie die individuelle Lebensqualität.

Wo sehen Sie Ansätze für noch mehr Lohngleichheit?

Gerechte Entlöhnung muss im Interesse aller sein. Im Gleichstellungsgesetz wird in Art. 3 Abs. 2 bst. c) festgehalten, dass Personen aufgrund ihres Geschlechts bei der Entlöhnung, einschliesslich Entlöhnungskriterien bei beruflichen Einstufungssystemen, nicht diskriminiert werden dürfen. Die Gesetzeslage dazu ist also glasklar. Damit ist der Staat gefordert, die Ursachen für Ungleichbehandlung zu identifizieren und zu beheben. Doch wie bei vielen anderen Aspekten der Gleichstellung hapert es an der konkreten Umsetzung. Chancengleichheit ist ein Querschnittsthema, das alle Lebensbereiche umfasst und müsste entsprechend übergreifend von allen Ministerien angegangen werden. Dazu bräuchte es eine gemeinsam erarbeitete Gleichstellungsstrategie mit überprüfbaren Zielsetzungen, die in verpflichtenden Massnahmen und politischen Rahmenbedingungen mündet. Darüber hinaus ist auch die Wirtschaft gefordert. So sollten Führungskräfte durch entsprechende Schulung auf das Thema Lohngleichheit sensibilisiert werden. Die Kriterien zur Lohneinstufung sollten in den Gesamtarbeitsverträgen (GAVs) verankert und klar definiert sein. Die Berechnung der Lohneinstufungen sollte im Vier-Augen-Prinzip erfolgen, um eine faire Bewertung zu gewährleisten. Sehr hilfreich wäre dabei ein Lohngleichheitstool, so wie es das eidgenössische Büro für Gleichstellung kostenlos zur Verfügung stellt. Und nicht zuletzt müssen Unternehmen den Status Quo ständig hinterfragen und strukturiert an das Thema herangehen.