Sozial 19. Februar 2023 Tatjana As’Ad

Politische Frage der Woche — Lohngleichheit

Der Lohngleichheitstag soll auf den Lohnunterschied zwischen Frau und Mann aufmerksam machen. Heuer ist dieser in Liechtenstein am Montag, 20. Februar. Konkret bedeutet das, dass die erwerbstätigen Frauen im Land bis dahin gratis gearbeitet haben, während ihre männlichen Kollegen bereits seit dem 1. Januar ihren Lohn erhielten. Innerhalb von zwei Jahren hat sich dieser Unterschied um drei Tage verringert.

Wie kann die Lohnschere zwischen Mann und Frau schneller verkleinert werden?

Die Lohnunterschiede von Mann und Frau werden oftmals in «erklärbar» und «nicht-erklärbar» unterteilt. Die nicht-erklärbare Lohndiskriminierung von Frauen müssen wir mit wirksamen Kontrollen und griffigen Sanktionen bekämpfen. Ein geeignetes Mittel hierfür sind verpflichtende Lohnanalysen für Unternehmen mindestens ab mittlerer Grösse, kontrolliert durch eine unabhängige Stelle. Fehlbare Unternehmen, welche die Lohnanalyse nicht fristgemäss durchführen, diese nicht überprüfen oder eine geschlechtsspezifische Lohndiskriminierung ein Jahr nach Feststellen nicht beseitigt haben, sollen der Öffentlichkeit genannt und allenfalls gebüsst werden. Ansonsten bleibt das Gleichstellungsgesetz im Bereich Lohngleichheit weitgehend wirkungslos. Auch das (Weg-)Erklären von Lohnunterschieden auf Grund von Berufserfahrung und Branche muss kritisch betrachtet werden. Nach wie vor sind systemrelevante Berufe und Branchen, in denen mehrheitlich Frauen tätig sind, stark unterbezahlt. Unzureichende Vereinbarkeit von Familie und Beruf — in Kombination mit Rollenstereotypen betreffend Haus- und Erwerbsarbeit — tragen ausserdem dazu bei, dass Frauen längere Arbeitsunterbrüche aufweisen und häufiger in Teilzeit angestellt sind. Das wirkt sich negativ auf die berufliche Stellung aus, führt zu Untervertretung von Frauen in Kaderfunktionen und schmälert Verdienstchancen. Gleichstellung braucht einen rechtlichen Anspruch auf ausreichend bezahlte Elternzeit und zugängliche, bezahlbare sowie ganztägige Betreuungsangebote für Kinder und Angehörige. Lohngleichheit kann zudem nur mit einer Änderung der strukturellen Ungleichgewichte in der Gesellschaft einhergehen. Dafür müssen wir Branchendiskriminierung abbauen und Stereotypen betreffend Ausbildung, Berufswahl sowie unbezahlte Care-Arbeit durchbrechen und Letztere angemessen anerkennen.