Sozial 22. Juni 2024 Patrick Risch

Politische Frage der Woche: Notfallgebühr

Im Zürcher Kantonsrat fordern bürgerliche Politiker eine Gebühr für unnötige Konsultationen in den Notaufnahmen der Spitäler. Bereits seit 2017 liegt in Bern die Idee dazu vor. Nun soll im Herbst die Vernehmlassung zu einer solchen Gebühr starten. Wie die Zahlen zeigen, stiegen gemäss Recherchen der «NZZ» die Konsultationen in Notfallstationen schweizweit von 2007 bis 2022 um 900 000. Erhebungen zeigen, dass 50 bis 80 Prozent der Patienten, die das Spital aufsuchen, sich auch bei einem Hausarzt hätten behandeln lassen können. Dies überlaste die Spitalinfrastruktur und verteuere das Gesundheitssystem noch stärker. 

 
Würden Sie eine Gebühr für unnötige Konsultationen in Betracht ziehen?

Den Notfall in Spitälern für eine Bagatelle aufzusuchen ist für viele schon zu einer Gewohnheit geworden. Dies belastet nicht nur die Notfallaufnahme in den Spitälern, es treibt auch die Gesundheitskosten unnötig in die Höhe. Die Erstbehandlung von kleineren Verletzungen und Gebrechen ist in einer Hausarztpraxis erwiesenermassen billiger als im Notfall eines Spitals.

Eine Gebühr für die unnötige Inanspruchnahme des Notfalls könnte sicher einige davon abhalten, den Notfall mit einer Bagatelle aufzusuchen. Doch das Problem ist vielschichtiger.

Einen Termin kurzfristig bei einem Allgemeinmediziner*in zu erhalten, ohne schon bereits in deren Kundendatei zu stehen, ist schwierig bis unmöglich. Viele Hausarztpraxen nehmen keine neue Patient*innen mehr an, die Wartezeiten sind für neue Patient*innen und Notfälle teilweise sehr lang.

Somit muss bevor über eine Einführung einer solchen Gebühr nachgedacht wird, zuerst das Problem der ausgelasteten Hausarztpraxen angegangen werden. Die Politik, aber auch die Ärzteschaft muss sich darüber Gedanken machen, warum es zu wenig Hausarztpraxen gibt. Dieses Problem kann nicht denen angehängt werden, die sich im Notfall einfach um ihre Gesundheit sorgen und deshalb in den Notfall eines Spitals gehen.