Sozial 7. Mai 2023 Tatjana As’Ad

Politische Frage der Woche — Kostenlose Verhütungsmittel

Frauen in Italien müssen künftig nicht mehr für die Antibabypille bezahlen. In Luxemburg sind seit dem 1. April sogar alle Verhütungsmittel kostenlos. Wie der Europäische Verhütungsatlas 2022 zeigt, gibt es gut zwei Dutzend Länder in Europa, die Verhütungsmittel gratis an die Bevölkerung abgeben. In der Schweiz wurden bereits mehrere Vorstösse mit dem Ziel unternommen, dass Verhütungsmittel von der Krankenkasse finanziert werden sollen – bisher ohne Erfolg. Auf ein Jahr ausgerechnet geben Frauen etwas über 200 Franken dafür aus – je nach Art der Verhütung. Nicht alle würden sich dies leisten können. Auch in Liechtenstein müssen die Frauen für Verhütungsmittel selbst aufkommen. 

Sollen Verhütungsmittel auch in Liechtenstein kostenlos werden?

Der Zugang zu Verhütung gehört zu den grundlegenden Bedürfnissen und reproduktiven Rechten eines Menschen. Er gewährleistet selbstbestimmte Sexualität und stärkt die öffentliche Gesundheit. Ökonomisch schlechter gestellten Menschen wird dieser Zugang durch hohe Kosten für Verhütungsmittel massiv erschwert. Finanzielle Barrieren stehen, gemäss Umfrageergebnissen der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen (CH) und des Bundesverbands pro familia (DE), im signifikanten Zusammenhang mit einer weniger adäquaten Nutzung von Verhütungsmitteln. Aus Kostengründen wird stattdessen die Ansteckung von sexuell übertragbaren Krankheiten bzw. eine Schwangerschaft in Kauf genommen. Eine ungewollte Schwangerschaft bedeutet oft eine persönliche Tragödie. Noch fataler ist die Situation für Frauen in einem Land wie Liechtenstein, das Schwangerschaftsabbruch nicht nur stigmatisiert, sondern weiterhin verbietet. Gerade auch weil diese Alternative verwehrt bleibt, sehe ich Liechtenstein umso mehr in der Pflicht, solchen Schicksalen vorzubeugen. Mit einem kostenlosen Zugang zu Verhütungsmitteln können und sollten wir das tun. Er ist medizinische Präventionsmassnahme, dient dem Schutz vor physischen und psychischen Beschwerden und trägt zudem zur Gleichstellung von strukturell benachteiligten Menschen bei.