Sozial 14. Mai 2023 Andrea Hoch

Politische Frage der Woche — Potenzial Mütter

Laut dem Bundesamt für Statistik in der Schweiz befürchten 70 Prozent der 
25- bis 39-jährigen Frauen, ihnen könnte die Familiengründung beruflich schaden. Travailsuisse geht davon aus, dass jährlich zwischen 3300 und 6600 Frauen aufgrund ihrer Mutterschaft im Job diskriminiert werden. Jedoch können gerade Mütter die Lösung für den Fachkräftemangel sein. Der Wiedereinstieg für Mütter in das Berufsleben oder in den vorherigen Job einzusteigen, gilt als sehr mühevoll. Sie schultern noch immer häufig den grössten Anteil der Kinderbetreuung und Hausarbeit alleine. Solche traditionellen Familiensitten sind nach wie vor schwer zu überwinden. 

Wird das Potenzial von Müttern unterschätzt?

Ich sehe viele berufstätige Mütter, die unter einer enormen Mehrfachbelastung stehen. Solange sich an der traditionellen Rollenaufteilung nichts ändert und Frauen bei der Familienarbeit keine Entlastung erfahren, können sie sich schwer für mehr Erwerbsarbeit entscheiden.

Studien belegen den so genannten «Familienknick», bei dem nach der Geburt des ersten Kindes die Karriere- und Lohnentwicklung von Männern und Frauen drastisch auseinanderdriften. Dies weil in der Regel Männer in Vollzeit weiterarbeiten, währenddem Frauen ihren Job aufgeben oder auf Teilzeit reduzieren. Dieses Problem lösen wir nur, wenn es normal wird, dass Mütter und Väter sich in der — zeitlich beschränkten — Kleinkindphase in gleichem Umfang zuhause beteiligen.

Die geplante Einführung eines bezahlten Elternurlaubs ist ein wichtiger Schritt. Wenn Eltern ihr Kind im ersten Lebensjahr gemeinsam selbst betreuen, entschärft das den Druck, der beim beruflichen Wiedereinstieg auf den Müttern lastet. Zudem ermöglicht die frühzeitige Einbindung der Väter eine gerechtere Aufteilung der Haus- und Erziehungsarbeit.

Um das Potenzial von Müttern besser zu nutzen, braucht es zudem in der Arbeitswelt mehr Angebote an flexiblen Arbeitszeiten, Teilzeit-Pensen und Leitungsfunktionen im Jobsharing — für Männer und Frauen.