Politische Frage der Woche: TikTok
Verschiedene Studien bestätigen, wovor Menschenrechtsorganisationen seit längerem warnen: die Folgen des personalisierten Feeds auf Tiktok. Wer nicht aufpasse, komme relativ rasch in eine gefährliche Abwärtsspirale. Der personalisierte Feed der App habe bei jungen Nutzern einschneidende Folgen. Konkret sollen psychische Probleme und Selbstverletzung verstärkt sowie Suizid romantisiert werden. In verschiedenen Ländern wird nun diskutiert, ob und wie derVideostreaming-Dienst eingeschränkt werden kann.
Wäre es vorstellbar, die Nutzung von TikTok zum Schutz der Konsumenten in Liechtenstein einzuschränken?
Das Geschäftsmodell von Sozialen Medien besteht darin, die Daten von Konsumierenden aufzuzeichnen und weiterzuverkaufen. Die Betreibenden von TikTok, Facebook, Instagram und Co. haben ein monetäres Interesse daran, dass sich die Onlinezeit der Nutzenden verlängert. Dafür arbeiten sie mit Algorithmen und personalisierten Feeds, die das Konsumverhalten ankurbeln und Sucht fördern. Die geltenden Datenschutzbestimmungen reichen nicht aus, um diesen Vorgang angemessen zu regulieren.
Im Netz sind wir heute mit einer unvergleichbar grossen Informationsmenge und Reizüberflutung konfrontiert; die Konsequenzen sind weitreichend. Insbesondere Jugendliche müssen über diese Gefahren aufgeklärt und vor ihnen geschützt werden. Es wäre naiv zu glauben, dass die elterliche Kontrolle dafür ausreicht. Vielmehr ist das eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der sich auch die Politik, Bildungseinrichtungen und Medien-Anbietende verpflichten müssen.
Daraus ergeben sich zwei wichtige Handlungsfelder: Einerseits muss die Medienkompetenz von Jugendlichen (und ihren Bezugspersonen) gestärkt werden. Neben technischen Grundlagen muss vor allem auch eine Kompetenz in den Bereichen Analyse und Reflektion von Medieninhalten sowie von dem eigenen Nutzungsverhalten vermittelt werden. Andererseits müssen die Anbietenden viel stärker in die Verantwortung genommen werden. Dafür braucht es gesetzlich verankerte Jugend- und Datenschutzmassnahmen. Offentsichtlich gefährliche Plattformen sollen konsequent unterbunden werden.
Weil psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen angesprochen werden, soll an dieser Stelle unbedingt erneut auf den unhaltbaren Zustand in Liechtenstein aufmerksam gemacht werden. Die akut benötigte Unterstützung für Betroffene ist unzureichend. Diese Hilfsangebote müssen dringend ausgebaut und garantiert werden.
Valentin Ritter, Vorstandsmitglied der Freien Liste