Sozial 29. Januar 2023 Patrick Risch

Politische Frage der Woche — Umdenken in der Wirtschaft

Die Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 65 Jahren wird laut Bundesamt für Statistik zwar in den nächsten Jahren weiter wachsen, aber immer mehr Beschäftigte möchten Teilzeit arbeiten. Die Babyboomer gehen in Rente und fehlen auf dem Arbeitsmarkt.  Der neue Beschäftigungsbarometer des Schweizerischen Arbeitgeberverbands zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen auch künftig neue Stellen schaffen will. Simon Wey, Chefökonom des Verbands, warnt: «Wenn wir unseren Wohlstand aufrechterhalten wollen, müssen wir genügend Arbeitskräfte haben.» Das hiesse, entweder müssen mehr Personen arbeiten oder jene, die bereits auf dem Arbeitsmarkt tätig sind, müssten länger arbeiten.

Erfordert der Wandel ein Umdenken in der Wirtschaft?

Ein Umdenken in der Wirtschaft ist bitter nötig. Die Menschen, die als Arbeitskräfte in der Wirtschaft tätig sind, sind für viele Unternehmen nur noch eine beliebige Masse zur Gewinnmaximierung. Billige Arbeitskräfte, die auf Teufel komm raus volle Leistung und Profit erbringen müssen und anderenfalls ohne Arbeit und Einkommen auf die Strasse gestellt werden.

Leistungsdruck und fehlende Work-Life-Balance bewegen viele Menschen dazu, im Teilzeitpensum zu arbeiten — sofern es das Haushaltsbudget erlaubt. Nach wie vor gibt es Arbeitnehmende, sogenannte «Working Poor», deren 100%-Lohn nicht zum Leben reicht. Diese Menschen sind trotz Vollzeitstelle auf staatliche Beihilfen, wie etwa Prämienverbilligung oder Mietbeiträge, angewiesen. Wir brauchen zwingend faire Löhne für geleistete Arbeit. Die finanzielle Entschädigung ist allerdings nicht das Einzige, was gute Arbeitsbedingungen ausmacht. Vereinbarkeit von Familie und Beruf, flexible Arbeitszeiten, eine positive Unternehmenskultur etc. tragen ebenso dazu bei. Und von guten Arbeitsbedingungen profitieren nicht nur Arbeiternehmer:innen, sondern auch Arbeitgeber:innen und Volkswirtschaft. Das Reduzieren von arbeitsbezogenem Stress fördert die Produktivität und senkt Gesundheitsrisiken und damit einhergehende Ausfälle. Wenig Betriebe haben das bisher erkannt und sind darum bemüht, ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen und dieses auch in Zeiten mit weniger Gewinn für das Unternehmen aufrechtzuerhalten.  Obwohl jede Führungksfraft wissen müsste, dass das wertvollste Gut die Mitarbeiter:innen sind.