Demokratisch 8. Oktober 2023 Tatjana As’Ad

Politische Frage der Woche — Vielfalt in den Parteien

Für die eidgenössischen Nationalratswahlen in der Schweiz am 22. Oktober schicken die Parteien so viele Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen wie noch nie. Dasselbe galt übrigens bereits 2019. Der Anteil der weiblichen Kandidaturen stieg diesmal auf rekordhohe 40,8 Prozent. Fast jeder Dritte aller Kandidierenden ist unter 30 Jahren alt. Ebenfalls stellen sich in Liechtenstein immer mehr Kandidaten unter 30 Jahren zur Verfügung, wie die Gemeindewahlen dieses Jahr gezeigt haben.

Wie vielfältig sind die Parteien in Liechtenstein aufgestellt?

Blicken wir kurz zurück in das Jahr 2018: Von den 25 Sitzen im Landtag sind damals nur 3 von Frauen besetzt. Gemeinderätinnen machten 17,3 Prozent der Gremien aus, während der Männeranteil bei über 80 Prozent lag. Die Dringlichkeit des Projekts «Vielfalt in der Politik» liegt auf der Hand. Seither sind fünf Jahre vergangen und der Missstand ist nicht mehr ganz so gross, aber auch längst nicht behoben: Mit 7 von 25 Sitzen im Landtag und einem Anteil von 36,5 Prozent im Gemeinderat sind Frauen nach wie vor untervertreten. Das Durchschnittsalter im Landtag steigt kontinuierlich an und weist auf eine weitere Repräsentationsverzerrung hin. Zum Wahlzeitpunkt waren 19 der amtierenden Landtagsabgeordneten zwischen 40 und 60 Jahre alt, 3 jünger und 3 älter.

Immerhin scheint es heute so, als wäre das Verbesserungspotenzial bezüglich Generationen- und Geschlechtergerechtigkeit in politischen Gremien mittlerweile im Bewusstsein der Parteiführungen angekommen – nicht zuletzt dank all jenen, die das Thema über Jahre hinweg immer wieder in den Fokus gerückt haben.

Auch die Freie Liste setzt sich seit ihrer Gründung für eine Politik ein, die der gesamten Bevölkerung in Liechtenstein gerecht wird. Von den 17 Personen, die für die Freie Liste im Vorstand, der Landtagsfraktion, als Gemeinderät:innen oder auf der Geschäftsstelle tätig sind, sind 9 Frauen und 8 Männer; zwischen 20 und 68 Jahren sind alle Altersklassen ausgewogen vertreten. Zwei der Personen haben kein Stimm- und Wahlrecht in Liechtenstein und zwei weitere Personen, mich eingeschlossen, einen sichtbaren Migrationshintergrund – wie viele andere Menschen in Liechtenstein auch. Politische Entscheidungen haben Auswirkungen für alle Bewohner:innen des Landes. Trotzdem werden im Entscheidungsfindungsprozess viele Stimmen nicht gehört. In Parteiausschüssen, Kommissionen oder auf Wahllisten sind Menschen mit Migrationsgeschichte nur selten zu finden, in politischen Ämtern fehlt die Repräsentation gänzlich. Dasselbe gilt für Menschen mit Behinderung, Trans*-, intergeschlechtliche und nonbinäre Personen. Die Bedürfnisse, Erfahrungen und Lebensrealitäten von grossen Teilen der Bevölkerung sind in der Politik kaum bis gar nicht vertreten. Wie vielfältig sind die Parteien also? Eindeutig zu wenig.

 

 

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